Noch unter uns – lebende deutsche Schriftsteller
Sie atmen noch – und schreiben weiterhin Sätze, die treffen. Manche sanft, andere wie ein Kopfnicken ins Gesicht.
Ob zwischen Feuilleton und Feindseligkeit, Bestseller und Barrikaden: Diese Autorinnen und Autoren prägen das literarische Jetzt.
Sie schreiben über das, was ist, was war – und das, was vielleicht nie sein sollte.
Und manchmal auch über alles dazwischen.
Hier versammle ich eine Auswahl lebender deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die mich durch ihren Stil, ihren Witz, ihre Wut oder einfach ihre Sprache beeindrucken.
Sie sind Teil einer Gegenwart, die lesenswert bleibt.


Wer wissen will, wie man in einem deutschen Roman gleichzeitig über Freiheit, Überwachung, Nachbarschaftsneurosen und Pferde schreiben kann – bitte Juli Zeh lesen. Sie denkt scharf, schreibt zugänglich und trifft dabei oft da, wo’s weh tut.
Zwischen Mettigel, Musik und Melancholie: Heinz Strunk erzählt von Existenzen, die gern glamourös wären, aber im Neonlicht stehen.
Wer bei ihm nicht lacht, ist vermutlich innerlich schon Literatur.


Saša Stanišić schreibt Geschichten, die sich anfühlen wie Erinnerungen, die man selbst nie hatte – aber gern hätte.
Seine Sprache springt, tanzt, flüstert – und erzählt doch nie nur vom Erzähler. Sondern vom Ganzen.
Christian Kracht schreibt, als hätte Thomas Mann einen Whiskey zu viel getrunken und sich dann in ein Luxushotel im Dschungel verirrt.
Seine Sätze sind messerscharf, seine Figuren schimmern zwischen Dekadenz und Desillusion. Wer Substanz hinter glänzender Oberfläche sucht, findet bei Kracht Literatur mit eleganter Sprengkraft.
Nicht mehr unter uns – aber weiterhin lesbar
Sie haben das Zeitliche gesegnet – aber das Sprachliche gemeistert.
Diese Schriftstellerinnen und Schriftsteller sind nicht mehr unter uns, doch ihre Worte haben keine Verfallsdaten.
Sie schreiben weiter – durch uns, in uns, mit uns.
In jedem Satz, den wir heute zu Ende denken, steckt vielleicht ein Funke von Kafka, ein Hauch von Bachmann oder ein Grollen von Heine.
Hier versammle ich einige der Toten, die ich gern lesen würde, wenn sie noch lebten. Und die mich – trotz ihrer Abwesenheit – immer wieder zum Denken bringen.
Denn Literatur stirbt nicht. Sie verändert nur ihre Leselampe.


Wer Goethe liest, begegnet weniger einem Autor als einer Art literarischer Klimazone.
Zwischen Genie und Wahnsinn, Naturgedicht und Seelenanalyse, Iphigenie und Italienreise: Goethe hat der deutschen Sprache beigebracht, wie weit sie denken kann – und wann sie besser schweigt.
Heinrich Heine war der Mann, der der deutschen Sprache beibrachte, wie man weint und dabei lächelt.
Seine Verse schleichen sich erst ins Ohr, dann ins Herz – und bleiben dort, wie eine melancholische Melodie, die man nie ganz vergisst.
Zwischen Paris, Preußen und Poesie hat er sich eine literarische Wohnung gebaut, die bis heute bewohnt ist.